Zwei ausgiebige Abende lang zelebrieren die grundgütigen Leute von Noise Appeal ein Labelfest im Wiener rhiz. Aus dem Aufgebot einer ansehnlichen Auswahl ihrer fortschrittlichen Kräfte wird der Autor Zeuge des Auftritts von The Striggles, denen die avancierten Rockkombinate Reflector und Shit & Shine folgen sollten. Auf dieser Station während ihrer Plattenpräsentationstour des titellosen Doppelalbums geht im kleinen aber stimmigen Konzertraum des Gürtellokals die Post ab. So wohl mit Leibes- als auch mit Geisteskräften wird der Bluesrock, wie wir ihn kannten, herrlich aus der schnurgeradeaus-Richtung gezerrt. Auf mathematisch-dynamische Riffs folgen qua si-statische Passagen. Robert Lepenik und Gottfried Krienzer stellen so mächtige wie windschiefe Klanggebäude in den Raum, in denen auch die Soundarchitektur eines John Cage nicht als Fremdkörper herausragt. Dazu drischt Slobodan Kajkut in Mensch gewordener Leidenschaft die Drums – während Martin Plass ohne Rücksicht auf nennenswerte Verluste a) sich die abgründige Seele aus dem Leib singt, b) dem Bass aus Kilmisterbasis zusetzt und c) an einer Stelle dem Altsaxofon das Quietschen und Um-Gnade-Winseln lehrt. Dank Energiegewinnung und Experimentierlust werden von The Striggles die Schuldisziplinen Blues und Rock’n’Roll in eine neue Stratosphäre katapultiert. Mitreißend. (Andreas Fellinger)