FORMAT
noise97, CD
noise98, LP
STATUS
available
RUNNINGTIME
43 min. 17 sec.
TRACKLIST LP
A1 Hangman (3:53)
A2 Mute (3:59)
A3 Lacuna0 (4:30)
A4 You Throw Light (4:10)
A5 Elephant (4:26)
B1 Thirty One (3:13)
B2 Playact (4:38)
B3 Negative Space (4:20)
B4 Curtain (4:34)
B5 Obscura (5:12)
PRESSING INFORMATION
300 copies, 180g, yellow vinyl, printed innersleeve, DL code included
TRACKLIST CD
01 Hangman (3:53)
02 Mute (3:59)
03 Lacuna0 (4:30)
04 You Throw Light (4:10)
05 Elephant (4:26)
06 Thirty One (3:13)
07 Playact (4:38)
08 Negative Space (4:20)
09 Curtain (4:34)
10 Obscura (5:12)
PRESSING INFORMATION
500 copies, digipak, booklet inkluded
RELEASE DATE
17.09. 2021
LEHNEN geistern tatsächlich schon seit 2006 durch die musikalische Botanik Österreichs und haben mit „Negative Space“ ihr fünftes Album in der Pipeline. Wie der Titel vermuten lässt, versucht sich das Trio an der Vertonung der dunklen Seiten des Lebens, ja des allgemeinen Alltags. Das gelingt insofern, als dass sich jeder potenzielle Hörer mit dem Stoff identifizieren kann. Orientierungslosigkeit in der Masse, oder das Gefühl des Verloren-Seins im Trott des Alltags kennt jeder. Gerade in der aktuellen Zeit, in der das Leben komplett aus den gewohnten Bahnen geworfen wurde und wird, kann dieses Gefühl eine schier übermächtige Präsenz bekommen.
Wie sich das damit verbundene, innere Chaos anfühlt und anhören kann, zeigen Songs wie „Mute“ oder das sperrige Electro/Ambient-Versatzstück „Thirty One“. Immer hin- und hergerissen zwischen dem Gefühl völliger Entrückung, dem Versuch, das Dasein zu ertragen und dem Wunsch, dass sich doch alles zum Guten wenden möge, werden elektronische Kälte und pulsierende Beats von der zerbrechlich wirkenden Stimme umgarnt. Mal klingt es nach Verzweiflung. Mal hat es was von einer inneren Revolte gegen das Dasein als solches, aber auch gegen die Umstände, die sich jeder selbst schaffen kann, denen jeder aber auch unterworfen ist, sei es nun aufgrund gesellschaftlicher Strukturen oder willentlich von außen diktierter Regulativen.
„Take me somewhere far away, just to see how it feels“ singt Joel Boyd in „Playact“ und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Denn der allgegenwärtige Wille zur Realitätsflucht, egal ob individuell oder kollektiv, war wohl kaum deutlicher zu spüren als in den hinter uns liegenden zwei Jahren.
Ob LEHNEN damit gewissermaßen den Finger in die Wunde legen oder ob sie als Ventil oder kurzzeitiger Ausweg aus dem tagtäglichen Wirrwarr verstanden werden wollen, bzw. verstanden werden können, ist Sache des Hörers.
Aber wie singen sie im Titeltrack: „With no direction, courses undefined, how much time is left?“
Insofern könnte gerade diese Vertonung von persönlicher Ohnmacht als Ventil dafür dienen, sich aus ebenjener zu befreien.
Nichts ist grausamer als die eigenen Gedanken.
Im Umkehrschluss kann aber auch nichts so viel Hoffnung und Zuversicht schenken wie das eigene Denken. Insofern ist „Negative Space“ ein Album am Zeitgeist, aber auch ein Album, das genau diesem Zeitgeist mit Energie und letztendlich trotzig und stolz erhobenem Haupt entgegen tritt.
FAZIT: „Negative Space“ kann durchaus aufs Gemüt schlagen, es kann aber auch aufbauen, ja vielleicht will es das sogar. Damit haben sich LEHNEN eine Aufgabe gegeben, die weit über die Musik hinausgeht, die aber dank der Musik eine Stütze, eine individuelle Brücke hin zu einem positiven Moment sein kann. Und das kann doch nur gut sein.
Dominik Maier (11/15)
Es war um diese Wiener Band eine Zeit lang dann doch etwas ruhiger geworden, immerhin liegt der letzte Release von LEHNEN – „Reaching Over Ice and Waves“ – mittlerweile doch sechs Jahre zurück. Mit ihrem neuen Album „Negative Space“ (Noise Appeal Records; VÖ: 17.9.) melden sich JOEL BOYD und seine Mitmusiker nun aber in wunderbar eindringlicher Post-Rock-Manier wieder zurück.
Es ist die Vertonung der dunklen Seiten des Lebens, eine in Songs übersetzte Darstellung von Orientierungslosigkeit, der Angst vor dem Scheitern und der immerwährenden und oftmals von Frust begleiteten Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft, die Lehnen auf ihrem mittlerweile fünften Studioalbum zum Thema machen. Der Klang, den die Wiener Band auf „Negative Space“ praktiziert, ist erwartbar einer, der nur wenig positiv strahlt und einem durchgehend doch sehr melancholischen Grundton folgt.
Und dennoch, trotz ihrer thematischen Schwere der Musik entfalten die insgesamt zehn Nummern mit Dauer zwischen all den ruhigen und zurückhaltenden Passagen, ambientartig schwebenden Melodiebögen, hymnenhaften Refrains und sich mächtig auftürmenden, lauten Gitarrensoundwänden eine seltsam anmutende verträumte post-rocksche Schönheit, die letztlich doch so etwas wie einen kleinen Hoffnungsschimmer zulässt.
Joel Boyd (Gesang, Gitarre), Matthew Prokop (Schlagzeug, Synthesizer) und Stefan Sieder (Bass), die aktuell drei Köpfe hinter Lehnen (der langjährige Gitarrist Martin Konvicka hat die Band nach den Aufnahmen des Albums verlassen), lassen ihren Stücken – auch wenn sie fast durchgängig im Popformat gefasst bleiben – alle Zeit zu wachsen und auf den Punkt zu kommen, sie erzählen ihre Musik über weite, sich stetig verdichtende und instrumental anspruchsvoll ausgearbeitete Spannungsbögen, die ungemein viel Stimmung in sich tragen, viel Gefühl und Tiefgang entwickeln und die Hörerinnen und den Hörer einfach nur dazu einladen, sich dem Geschehen hinzugeben.
Lehnen zeigen mit „Negative Space“ als wahre Meister im Erzeugen von Atmosphäre, der eindringliche Sound, den die Band zu Gehör bringt, ist einer, der vom ersten bis zum letzten Ton wirklich zu fesseln vermag und auch nach mehreren Durchläufen nichts von seiner Anziehungskraft verliert. Ein richtig schönes Hörerlebnis. (Michael Ternai)
Die fünfte Platte dieser Post-Post-Rock-Gruppe aus Wien stellt die ganz grossen Fragen über ein Leben zwischen Rückzug und Verwirrung in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist und deren völliger Überfluss an Informationen jeden noch so klaren Geist verwirren kann. Zum Glück geben sie keine Antworten.
Diese Band «Post-Rock» zu nennen, ist nicht wirklich angebracht: Auch wenn sie natürlich auf der atmosphärischen Klaviatur des durchaus schön klingenden Weltraum-Stoffs spielen, bleiben die Songs hier immer «klassische» Songs. Es gibt sogar Gesang und so etwas wie Hooks. Zudem ist das hier nicht einfach das Schema «Leise beginnen, sehr laut und überwältigend enden» in Endlos-Schleifen wiederholt, sondern gleichzeitig schöne wie auch herausfordernde Musik. Entweder ist es rhythmisch wilder als gewohnt («Mute») oder im Stile einer Band wie Thrice gross und kitschig – aber eher im Alternative Rock verortet («Playact»). Oder eher Aereogramme/The Unwinding Hours? Aber auch ein elektronisch-emotionales Kammerspiel kann es sein («Curtain»). Wie auch immer: Die reflektierende und doch irgendwie verlorene Stimmung passt mit ihrer verhuschten Stimme (Hum-artig?) zu trüben Tagen und den Momenten, wo dir die grossen Fragen des Lebens – mitsamt ihrer Düsternis – die Kehle zuschnüren Was wäre in einem solchen Moment mehr angebracht, als etwas schöne und grüblerische Musik?
Musik, welche die Grenze zum Post-Rock immer mal wieder überquert, aber klar Song-basiert bleibt und zwischen laut und leise oder karg und bombastisch schwankt. Gute Ware, um darin zu versinken und zu grübeln. (Reto, 7/10)
El sello Noise Appeal nos presenta lo que ya es el quinto trabajo de esta banda con base en Viena (Austria) que responde al nombre de LEHNEN, la cual fue fundada en el año 2006 de la mano de dos austriacos y dos americanos. Una unión que ha ido dando sus frutos dentro del Rock independiente, terreno en el que la banda ha ido desarrollando su particular personalidad añadiendo influencias y dando importancia a los conceptos que hay detrás de la música. Precisamente “Negative Space”, que es como se titula este nuevo álbum que tenemos entre manos, cuenta con una clara base conceptual que se desarrolla desde el artwork hasta las letras, pasando por el sonido melancólico y deprimente que parece rodear toda la obra.
En la primera toma de contacto con el álbum lo que llama la atención es, obviamente, la cubierta y el resto del artwork que envuelve al disco. Imágenes que combinan lo digital con lo analógico, con un aspecto introspectivo y personal que encaja perfectamente con el ambiente sonoro que hay en “Negative Space”. Eso sí, la música de LEHNEN es mucho más rica en matices y colores, hasta tal punto que puede llegar a engancharte con su tristeza narcótica. Y es que el álbum trata de esos patrones repetitivos y monótonos en los que es fácil caer en el mundo actual, siempre conectado y, al mismo tiempo, solitario. Por eso la atmósfera que hay en los temas tiene un toque depresivo, aunque también hay algo de luz en el mensaje ya que invita a rellenar los espacios vacíos de esa rutina gris para hacer algo con nuestra vida. En fin, cada cual puede sacar sus propias conclusiones, ya que en el fondo la banda solo pretende plantear cuestiones y dejar aflorar sentimientos con su música.
Post Rock, Rock Ambiental, Rock Alternativo… son algunas de las etiquetas con las que podemos describir el sonido del álbum. Un disco que sabe alternar entre lo etéreo y la crudeza, entre las luces y las sombras, ahí tienes por ejemplo el tema que le da nombre, “Negative Space”, en el que la banda despliega todo su talento para los ambientes envolventes y las melodías acogedoras, o “Lacuna”, que se desenvuelve en una atmósfera mucho más oscura y pesada. Y hay mucho más, son diez los temas con los que LEHNEN nos invitan a un viaje introspectivo y cautivador como pocos. De hecho es un disco que recomiendo encarecidamente, especialmente si te gustan bandas como KATATONIA, BORIS, JUNIUS, CASPIAN… (9/10)
Die Österreicher LEHNEN spielen eine extrem angenehme Mischung aus Alternative Metal, Post Rock und Prog. Dabei nutzen sie die Bandbreite zwischen laut und leise aus, verzichten aber im Gegensatz zu den reinen Post Rockern auf apokalyptische Kargheit, sondern umschmeicheln den Hörer mit einer Sanftheit, die dennoch nur selten Platz im Soundgemisch freilässt und extrem dicht und intensiv wirkt. Das Markenzeichen von “Negative Space” entpuppt sich allerdings erst nach dem etwas verwirrenden Ambient-Intro, obwohl die verträumten Gesänge zu den sanften Klängen schon in eine richtige Richtung deuten. Ab der Mitte des zweiten Songs, ‘Mute’, spielt “Negative Space” dann aber sofort seine Stärke aus: Es schichten sich unzählige Lagen aus flirrenden Gitarren, weichen Distortion-Riffs, Echos, Hallfahnen und teils gedoppelten Gesängen übereinander. Wie schon die Apokalypse des Post Rocks hier fehlt, fehlt der Pop-Appeal des Alternative Metals, und es fehlt beim Prog die verkopfte Ernsthaftigkeit. Wie bei einem guten Gin wurden aus den Grundzutaten bestimmte Essenzen herausdestilliert, die trotz der unterschiedlichen Ursprünge fantastisch harmonieren. Diese akustisch dichte und unnachgiebige Sanftheit kenne ich von wenigen guten Gothic-Kapellen, die ein Händchen dafür haben, aus Synthiebackground und den passenden Effektspuren trotz einfacher Gitarrenarbeit ein klanglich vielschichtiges Universum zu schaffen. Die eigentlich komplexen Drumpatterns in ‘Lacuna’ oder ‘Elephant’ gehen so in einem weichen Federkissen unter und lassen die Musik trotz vertrackter Rhythmen fließen. Die Industrial-Rhythmik in ‘You Throw Light’, die normalerweise dem Song ebenfalls eine kalte Komponente verpassen würde, mischt sich mit weichen Flächensounds, wie es BJÖRK auf ihren ersten beiden Scheiben so fantastisch verstand. Die Gitarre streut nur Akzente, aber gibt dem Titel durch die starke Unterstützung am Bass durchaus einen rockigen Anstrich. ‘Elephant’ lässt Gitarren im Stil der alten SISTERS OF MERCY und THE MISSION in ein U2-artiges Songwriting münden, während sich die Gitarren im Titelsong heruntergestimmt aus flirrenden Höhen zu einem erdigen Fundament herablassen.
Wenn man von den rein elektronischen Titeln ‘Thirty One’ und ‘Curtain’ mal absieht (die ebenfalls nicht schlecht sind, aber eben das Metal- und Rock-Genre verfehlen), haben LEHNEN hier eine superspannende Soundskulptur geschaffen, die aus vielen Elementen zusammengesetzt ist. In Summe ist es aber eine absolute Wohltat, den entspannenden Wohlklängen zuzuhören und sich von den großartigen Klanggebirgen wegträumen zu lassen. (7,5/10)
Sozialkritisch und analytisch gestalten die Österreicher von LEHNEN ihre Lyrics. Die Songs handeln von Depressionen, Verzweiflung und Versagensängsten in einer digitalisierten Welt, in der alles und jeder miteinander vernetzt sind, und in der dennoch Einsamkeit herrschen kann.
Die Musik ist hart, melodisch, sehnsuchtsvoll und immer ist die Grundstimmung melancholisch. Mit abwechslungsreichen Kompositionen und zahlreichen Tempiwechseln geht es von einem mentalen Alptraum zum nächsten.
“Negative Space” heißt dieses Album, und es sollte in einem stabilen mentalen Zustand genossen werden. Die Gefühle, die hier über die Musik transportiert werden, sind real. Genauso wie die Probleme, die dargestellt werden. Insbesondere depressive Elemente werden eindrucksvoll durch die Ambient- und Post-Rock-Elemente unterstrichen. Endlos-Hall trifft auf kalten, lichtlosen Raum.
LEHNEN haben ein düsteres Gesellschaftsbild in ein modernes Rock- und Metal-Album gegossen. (Nico Steckelberg, 7/10)
Vor einigen Jahren schrieben Die Ärzte ein Lied vom Scheitern. Lehnen machen ein ganzes Album daraus. Die drei Wiener klopfen nach gut sechs Jahren endlich wieder an und betrachten, wie sich die Angst vorm Scheitern in der heutigen Gesellschaft gestaltet, wie man im Konflikt mit sozialen Konstrukten und Erwartungen einen Platz sucht, ob und wie man das eigene Schicksal ändern kann und will. Dabei verbleibt stets etwas leerer Raum, ein „Negative Space“, der gefüllt werden will. Und genau das tun Lehnen mit ihren zehn neuen Tracks.
Wie sich das für die Wiener gehört, werden Erwartungen ad absurdum geführt, weil es solche nicht braucht. Der kunstvolle Ansatz, der Art Rock und Post Rock mit Ambient, Gaze und Alternative verbindet, äußert sich beispielsweise in „Lacuna“, das zugleich zentnerschwere Lasten freisetzt und dabei federleicht, geradezu sprunghaft bleibt. Gewisse Erinnerungen an die Deftones gehören hier zum guten Ton, das beinahe proggige Flirren zwischen den Sphären treibt die Dynamik des Tracks an. Stets zwischen verwaschener Brachialgewalt und zarter Sinnsuche pendelnd, entwickeln sich diese viereinhalb Minuten zu einem der großen Highlights des Albums.
Und es bleibt nicht das einzige: Der Titelsong öffnet die Schleusen ebenfalls, ohne sich jedoch auch nur annähernd zu verausgaben. Stets ist die Lehnen’sche Intensität greifbar, einer vorsichtig mäandernden Abfahrt gleich. In der Zäsur liegt die wahre Kraft, im ausgedehnten instrumentalen Einschub. „Hangman“ bricht den Ansatz sogar über weite Teile komplett auf Elektronik herunter, treibt die Entfremdung durch ein zunehmendes Gewirr der Stimmen voran. Hingegen nimmt „Elephant“ Art-Gaze-Intensität und packt (elektro-)poppige Harmonien dazu, die sich auf wundersame Weise festsetzen.
Der konsequente Verzicht auf lineare, vorhersehbare Strukturen zeichnete den Sound Lehnens schon immer aus. Nun passt er auch konzeptuell wie Arsch auf Eimer. Selbstverständlich gab es eine gewisse Erwartungshaltung, lange Pause hin oder her, doch meistern die Wiener eine solche mit bestechender Leichtigkeit. „Negative Space“ ist eine dieser Platten, die Geduld und Urvertrauen verlangen. Man muss gewillt sein, sich einfach fallen zu lassen, damit sich die Musik ausbreiten kann. Tatsächlich wurde es noch einen Ticken experimenteller und zugleich packender, in präzise ausgesuchten Momenten einprägsamer. Wie das geht – keine Ahnung. Auch egal: Welch Freude, dass es Lehnen gibt, gerade nach diesem kleinen Meisterwerk. (4,5/5)
Ganz starkes Album, richtig spannende Sache! Lehnen… ach komm, der muss jetzt raus: Lehnen Sie sich bitte zurück und genießen Sie. Sorry. Besser: Lehnen kommen aus Österreich und spielen faszinierende Musik zwischen Prog und Postrock, Ambient und mal ein wenig Post-Hardcore. Was “Negative Space” zu einem faszinierenden Album macht. Logisch.
Die letzte Platte der Band erschien vor sechs Jahren, heute releasen sie am gleichen Tag wie Thrice und das mag Zufall sein, passt aber trotzdem ziemlich gut. Weil auch Lehnen die ganz großen Atmosphären auf den Tisch legen, Spannungen aufbauen, mit überragenden Melodien Schwere wie Schönheit erzeugen, Härte und Stille beherrschen. Weil sie spielen, überraschen und damit einfach ganz oft begeistern. Nicht mit einzelnen Songs (also nicht nur…), sondern mit dem Format Album, mit ihrer Kunst am Stück. Ein Genuss. Kein Witz. (Mathias Frank)
Die Veröffentlichungen auf dem Wiener Label Noise Apeal Records sind immer ein wenig wie eine musikalische Wundertüte: Manchmal ist der Inhalt skurril (HECKSPOILER), manchmal auch avantgardistisch (FUCKHEAD, DIE BUBEN IM PELZ), retrolastig (THE HAPPY SUN) oder eher derbe (REFLECTOR, PLAGUE MASS). In dieser Gemengelage wirken LEHNEN mit ihrem fünften Longplayer „Negative space“ fast schon konventionell. Das Trio hat sich dem Post-Rock verschrieben, legt Wert auf sphärische Songstrukturen und lässt ihren Liedern somit viel Platz zum Atmen. Aufgrund der bittersüßen Atmosphäre, die die Österreicher dabei versprühen, fühle ich mich stellenweise an eine vertrackte Ambient-Version von AFI erinnert, auch wenn dieser Vergleich auf das Gesamtwerk betrachtet natürlich hinkt. Wer jedoch gerne in komplexe Songs eintaucht und sich in ihnen treiben lässt, um voller Neugier immer wieder neue Details zu entdecken – für den dürfte „Negative space“ entgegen seines Titels die eine oder andere positive Überraschung bereit halten. (6/10, Bernd Cramer)
„Negative Space“ ist das fünfte Studioalbum der österreichischen Ambient-/Post-Rockkapelle LEHNEN. Die Herren Joel Boyd (Gitarre, Synthies & Gesang), Martin Konvicka (Gitarre), Matthew Prokop (Drums & Synthies) und Stefan Sieder (Bass) schaffen hier ein musikalisches Umfeld, das existenzielle Fragen stellt und sich nicht scheut, in den Abgrund der Depression zu blicken.
Der Opener „Hangman“ gegrüßt die Zuhörer*innen mit einem waberndem Klangkosmos, der bisweilen von maschinell anmutenden Tönen unterbrochen wird. Das nachfolgende „Mute“ übernimmt derweil mit fordernden Melodien, während das geheimnisvolle „Lacuna“ ein wenig an PINK FLOYDs „Comfortably Numb“ erinnert. Auch das atmosphärische You Throw Light“ dürfte von den Prog-Pionieren aus Great Britain inspiriert worden sein, wohingegen das knackige „Elephant“ die Post-Rock-Karte zieht und „Thirty One“ elektronische Störfeuer in den reduzierten Sound webt. „Playact“ kombiniert melancholische Vocals mit einer munteren Instrumentierung, bevor der Titeltrack „Negative Space“ erneut in Ambiente-Gefilden mäandert. Das zurückhaltende „Curtain“ tut es der vorgenannten Nummer gleich, ehe „Obscura“ auf der Zielgeraden nochmals das große Besteck rausholt.
Die Quintessenz von „Negative Space“ könnte lauten, dass sich niemand allein fühlen muss. Wäre dies in der Praxis tatsächlich so, dürfte sich die Menschheit wohl glücklich schätzen. Nun ja, so liefern LEHNEN immerhin einen emotionalen Soundtrack fürs persönliche Innehalten, das ist ja auch schon mal was. (ULRIKE MEYER-POTTHOFF)
A band consisting of two military brats with dual citizenship now residing in Austria and their sidekick are making music for every corner of the globe that wants to listen to a strongly brewed blend of intriguingly well-roasted Doomgaze á la Spotlights and a spicy Prog-Core-shot infused in Thrice-fashion and in the end it all tastes like a refreshing take on Cave-In. Can’t fathom that? Go ahead, try Lehnen and their new record Negative Space!
Working on a music blog de-mystifies a lot of thoughts on has about the music industry, for example when you hear a really good “new” band and find out this release you want to talk about is already their fifth full-length and you catch yourself saying way too loudly “WTF?!?! Why has the world not been listening to this band for years?!” There are several answers for that but at the same time it is important to step from these questions because at the end of most of them lies nothing but madness and despair. However, if you flip the coin it is also obvious how glorious working on a music blog is because you can discover music all the time and support amazing new bands further.
Lehnen is now a three-piece after guitarist Martin left the band and they probably needed the time between their last full-length, 2015’s Reaching Over Ice And Waves, to restructure themselves and find new ways of making music. Nevertheless, when flipping the coin of a band member leaving it is amazing how well Lehnen made use of the situation and came up with ten new songs that all are ridiculously good if you have a penchant for Space-Rock, think of Cave-In’s Antenna or Hum’s You’d Prefer An Astronaut, or well-made alternative, progressive Hardcore, like Thrice’ Major/Minor or Circa Survive’s Juturna.
They have a knack for writing songs that seem to embrace the listener by having these wonderful wide-open sound which seem to meander endlessly until the listener simply falls into the outstretched arms and lets the warmth make everything feel better – one perfect example is the opening of the title track. The band has found a way to work with two synths so effectively that one must place them in a line with really good synthie Post-Rock bands like Immanu El or ef.
The guys wanted to give the world a record about the difficulty of living in a world, where everyone in any corner of the globe has the world at the command of his fingertips, yet at the same time we are losing the connection to it. All of this, of course, leads to a new version of reality where we must try to blend the real and the virtual and the spot in between this blend, the little gap of the “and” – that is the negative space. Nevertheless, as digitalization progresses mankind must face the fact that blending both worlds is virtually impossible, that there will always be this space: in earlier times, reality was the better choice between the alternatives, nowadays that might have already turned around so that the real life is one trying to keep up with the virtual. It is very simple to see the thematic connection between the identification of the negative space and the music which tries to show us that there are other people out there who also witness this transgression into the virtual and regression of the real and who can put this best into songs that are very driven, that are able to console us and that are also meant to wake us up, for we might be the last generation to see this negative space from the point more rooted to the older version of the gap.
Lehnen is a band that shows the author of these lines how amazing being a music journalist is and also reminds everyone that a change of perception of the space between reality and virtuality is still possible at the moment. When listening closely, it becomes more and more apparent where the three guys position themselves – a spot that every real lover of music will adopt easily. As easily as seeing how amazing these ten songs are. Don’t let Lehnen pass you by, listen to Negative Space and erase this blank – you will be rewarded! (Thorsten)
Die Band LEHNEN aus Wien hat letztes Jahr mit „Negative Space“ ihr bereits fünftes Album veröffentlicht, und geht hierauf die auf den beiden vorhergegangenen Scheiben bereits eingeschlagene Route, weg vom eingängigen Alternative-Rock ihres 2010er Zweitwerks „Awake“ und mehr in Richtung Post-Rock, konsequent weiter.
Der sperrige erste Song „Hangman“ wirkt noch mehr wie eine Klangcollage, was den Einstieg in das Album nicht gerade einfach macht, aber auch die folgenden Nummern sind alles andere als leichte Kost. Ihre Mischung aus Post-Rock, Shoegaze sowie einer Brise Noise braucht definitiv eine gewisse Zeit, denn hier ist die Gesamtatmosphäre spürbar wichtiger, als der einzelne Song für sich. Leider tauchen zwischendurch immer wieder recht langatmige Passagen auf („Thirty One“, „Curtain“), in denen insgesamt einfach zu wenig passiert, was den Gesamteindruck am Ende dann doch etwas trübt.
„Negative Space“ ist sicher kein schlechtes Album, das auch perfekt in diese düsteren Zeiten passt, aber man muss schon in der richtigen Stimmung sein, um diese Art der Musik samt ihrer Längen auch wirklich schätzen zu können. (Bender, 3,5/5)